Life (Daniel Espinosa, 2017)

Irgendwer wollte wohl unbedingt den Satz verfilmen, den einst Jeff Goldblum in JURASSIC PARK aufsagen durfte: “Life always finds a way.” Und anstelle eines Remake des ersten ALIEN ist es dann eben LIFE geworden. Das mag im Ergebnis nicht riesig originell sein, und der Abschlussgag Marke TWILIGHT ZONE mag zwar folgerichtig sein, aber albern ist er natürlich schon auch. Aber hey: Verurteilen will ich diesen altmodisch-klaustrophobischen Weltraum-Horror auch gar nicht. Dafür hat er ein paar zu viele schöne Ideen, die den Film absolut über seine etwas träge Uninspiriertheit hinweg tragen können.

Zum Beispiel ist da der Umgang mit der Schwerelosigkeit und der Kamera. Es ist anfangs etwas ermüdend, dass es sich Espinosa offenbar zum Ziel gesetzt hat, dass der Zuschauer am Ende eben wirklich nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist (und, hey, der oben erwähnte Abschlussgag funktioniert ja sowieso überhaupt nur deshalb, weil Espinosa das auch gelingt). Jedenfalls scheut er sich gar nicht, seine Schauspieler den halben Film auch mal seitwärts oder kopfüber zu filmen, und das amorphe Alienwesen, von dem sie bedroht werden, hat ja sowieso keinerlei körperliche Merkmale, die irgendwie bodenorientiert wären.

Und dann gewinnt LIFE vor allem, wenn man ihn mit bisschen close reading neben die Subtexte der ersten vier ALIEN-Filme stellt. Die hatten alle auf die eine oder andere Art mit Mutterschaft und Geburt zu tun, jeweils aus einer sehr weiblichen Perspektive. LIFE setzt nacheinander die männlichen ISS-Besatzungsmitglieder als Hauptfigur für die unterschiedlichen Phasen der Erzählung ein, während mit Rebecca Ferguson eine Art Ripley quasi als Chef-Aufseherin über das Geschehen wacht. Und die Männer dürfen wirklich so ziemlich jedes Vaterklischee einmal durchmachen. Da ist der Wissenschaftler, der dem außerirdischen Sproß überhaupt erst Leben buchstäblich eingehaucht hat und fortan hauptsächlich davon fasziniert ist, selbst mit zerquetschten Knochen noch; da gibt es den Klischee-Chauvi, der wirklich nur Minuten braucht, bis er den ersten Abtreibungsversuch durchführt; es gibt – wenn auch bisschen randständig – noch den sowieso-schon-Papa, der der ganzen Sache etwas souveränder gegenübersteht und das außerirdische Balg auch einfach mal aus dem Elternschlafzimmer aussperrt; und es gibt Jake Gyllenhall, der überhaupt nur deshalb im Weltraum ist, weil er mit anderen Menschen eigentlich gar nichts mehr zu tun haben will, und dann endlich und als erster überhaupt Verantwortung für die schwangere Raumstation übernimmt. Achja, und Ferguson als Supermama, die das Kindchen schließlich eben auf die Welt bringt, ganz egal, wie sehr sich die diversen Väter auch anstrengen mögen.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob die Geschichte im Ergebnis deshalb jetzt auch ein bisschen (oder sehr) mysogyn ausgefallen ist, ob LIFE jetzt irgendeine amerikanische Pro-Life- oder Pro-Choice-Debatte kommentiert oder ob Mama Ferguson überhaupt eigentlich eine positive oder eine negative Rolle einnimmt. Aber das macht ja auch erstmal nichts. Anschauen, drüber reden – lohnt. Achja, und Kopfstehen. Wo war jetzt gleich nochmal oben?

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