
Nach SPLIT habe ich mir von GLASS wirklich sehr viel erhofft. Damit hatte Shyamalan ja einen dieser Filme gezeigt, die in Wahrheit typisch für ihn sind, diese melancholischen Horrormärchen, während die halbe Welt zu glauben scheint, dass mal mehr mal weniger überzeugende Plot-Twists alles wären, was er zu bieten hätte. Tja, und dann kommt GLASS. Mit Plot-Twist. Weil er es anscheinend irgendwie auch nicht lassen kann.
Und auch hier wieder wäre das eigentlich kein Problem. Weil was er da zu erzählen hat, passt, ist immerhin mitteloriginell, -plausibel und -überraschend. Also eigentlich genau das richtige Gewicht, macht den Film nicht besser oder schlechter. Wenn es nur nicht so offensichtlich den Fokus von all den anderen Elementen stehlen würde, die SPLIT (und andere) zu so bemerkenswerten Filmen gemacht haben. Dessen irritierend geometrischen Bilder mit ihrer Warm-Kalt-Geschichte sind jetzt einem vergleichsweise banalen Naturalismus gewichen, in dem nur noch manchmal Platz für Subversives ist. Und auch von den herzzerreißend traurigen Figuren aus SPLIT und UNBREAKABLE sind jetzt, nachdem sie einmal vorgestellt wurden, nur noch Zirkusfiguren übrig, lediglich Sam Jackson darf die ansonsten ziemlich buchstäbliche Geschichte in seiner letzten Szene noch einmal mit etwas Seele anreichern.
Das ist alles nicht schlimm. GLASS ist, wie die Vorgänger auch schon, eine sehr hübsche Geschichte darüber, wie verletzlich Menschen und andere Wesen auf der Suche nach Individualität und Sinn werden. Und all das mit Comic-Mystizismus aufzuladen und somit gleichzeitig davon zu erzählen, wie wichtig Geschichten für diese Sinnsuche sind, kann man Shyamalan auch auf gar keinen Fall übelnehmen.
Schade ist nur, wie vergleichsweise bekömmlich all dasss geworden ist, wie bemüht Shyamalan offenbar war, alles Sperrige abzuschleifen und von seiner eigentlich angenehm komplexen Idee so lange herunterzubrechen, bis er sicher sein konnte, damit auch wirklich gar keinen vor den Kopf zu stoßen. Die tragische Wucht, die der Plot eigentlich entfalten könnte, geht damit mehr als nötig verloren.
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