Baby Driver (Edgar Wright, 2017)

Ich mag sehr, wie Edgar Wright diesen Köder präsentiert und quasi zum außerfilmischen MacGuffin macht: Hier, eine Liste mit den ganzen Songs, die im Film vorkommen. Dabei ist es wunderbar egal, welche Musik Baby im Ohr hat, wenn er fährt, rennt, kämpft, liebt. Viel wichtiger als all die Titel und Texte und Stimmen und Melodien ist die Tatsache, dass Baby die Welt als Musik wahrnimmt. Und zwar Musik als Ganzes: Während der ebenfalls tolle DEJA VU in Schnitt und Ton zwei Stunden lang lediglich von einem wummernden Takt- oder Herzschlag begleitet wird, hat BABY DRIVER dem Film das Tanzen beigebracht.

Wenn sich Baby die Knöpfe ins Ohr steckt, ehe er losrast, dann geht es nicht um den Rhythmus oder den Flow. Baby, dieser bevorzugt stumme unfreiwillige Teilzeit-Gangster sieht nur Melodien um sich, eine Art Synästhesie der filmischsten Sorte. Der audiovisuelle Humor, der in Edgar Wright’s SHAUN, HOT FUZZ und WORLD’S END skurriler Fremdkörper und deswegen eben lustig war, ist hier ganz mühelos in herrlich natürlichen Stil verwandelt. Sogar die Menschen um Baby herum scheinen diesen Soundtrack der Welt zu hören, wenn sie kurz innehalten, um den nächsten Taktschlag nicht zu verpassen, oder eben genau die Worte wählen, die jetzt in den sie umgebenden Song passen. Maschinengewehre knattern im Takt, Polizeisirenen verwandeln sich in Gitarrensoli und die Kellnerin, in die sich Baby verliebt, ist direkt aus einer Musicalnummer der 50s entnommen. “Sometimes all I want to do is head west on 20 in a car I can’t afford with a plan I don’t have – just me, my music, and the road.”

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