The Defenders – Season 1

Das ist jetzt ein Zwiespalt zwischen “Hätte so viel besser sein können” und “Hätte schlimmer kommen können”. Aber das ist, wenn man ehrlich ist, etwas verzerrte Wahrnehmung. Denn das DEFENDERS-Quartett hat ja wirklich drei durchaus anständige Viertel. Und dass Danny so eine weinerliche Nervensäge werden würde, naja, sagen wir mal großzügig, das konnte man in der relativ kurzen Zeit zwischen IRON FIST und DEFENDERS wohl nicht mehr verspätungsfrei korrigieren. Außerdem, auch das muss man ihm zu Gute halten, ist Danny Rand immerhin dann erträglich, wenn man ihm Luke Cage zur Seite stellt. Nur schade, dass die Geschichte um Danny im Zentrum der Defenders steht. Aber vielleicht ist es mit der Hand jetzt auch mal gut und wir können uns in folgenden Staffeln wieder interessanteren Gegnern (wenn schon nicht vom Kaliber des unerreichbaren David-Tennant-Kilgrave, dann doch zumindest Vincent D’Onofrios Wilson Fisk) zuwenden.

Aber genug über Danny, seine Hand und die Hand gejammert. Denn zumindest drei der vier Figuren ergänzen sich ganz prima und fügen sich zu einer schönen Teamdynamik zusammen. Ja, die beiden jeweiligen Sprücheklopf-Duos (Matt & Jessica bzw. Luke & Danny). Aber auch darüber hinaus: Denn es steht den DEFENDERS ziemlich gut, mal all die Standard-Konflikte, die offenbar zum Marvel-Bildschirmdasein dazugehören, eben nicht in einer Person vereinen zu müssen. Da wäre Jessica als die nur widerwillig gute, die vor allem gern zu cool zum Heldsein wäre. Da wäre der Über-Idealist Luke, dessen Integrität ständig mit seinem stoischen Pragmatismus kollidiert. Und da wäre Daredevil Matt, der von allen Marvel-Bildschirmhelden das Privileg hat, der bislang glaubwürdigst zerrissenste zu sein (zumindest, bis der Punisher bei Netflix mit seiner eigenen Serie einläuft). Achja, und Danny, der als Produkt aus überschaubaren Fähigkeiten und unerschütterlicher Selbstüberschätzung ein geradezu paradoxer Fehlschlag ist.

Egal. So richtig ergiebig, das muss man den DEFENDERS wohl vorwerfen, ist trotz der hübsch gelungenen Teamkonstellation wohl nur die Geschichte von Matt. Der ist ja eigentlich geborener Held, will auch Held sein, aber hat gleichzeitig Angst vor dem Heldsein und was es mit ihm macht. Jaja, Heldentum ist auch Aufopferung, aber schmerzhafter als bei ihm war diese Binse nur selten. Der Rest der DEFENDERS flacht dagegen etwas in die Banalität ab. Für acht einigermaßen kurzweilige Episoden hat es gereicht. Für etwaige Fortsetzungen wünsche ich mir aber dringend mehr Ehrgeiz.

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