Schon schade. Irgendwo zwischen all dem Quatsch blitzt da Potential durch, dass SPECTRAL tatsächlich hätte interessant werden können. Das Setting – Bürgerkrieg, in den plötzlich eine mysteriöse Outsider-Macht eingreift – ist ja quasi ein Klassiker des Science-Fiction-Action-Genres. Aus gutem Grund, macht es doch einige mögliche Wege auf, um der Geschichte mit wenig Aufwand einen schön zwiespältigen Subtext zu geben.
SPECTRAL versucht das sogar, lässt die Einheimischen in bester Edle-Wilde-Tradition mutmaßen, dass sich hier die bösen Geister des Krieges manifestiert hätten und jetzt an den Menschen Rache nehmen. Und irgendwie stimmt das ja dann in der Auflösung auch, wenigstens ein bisschen.
Hinzu kommt die seit PREDATOR immer wieder hübsche Idee des unsichtbaren Übergegners, über den die Helden erst hinauswachsen müssen. Noch hübscher, dass SPECTRAL damit überrascht, ein Herz für den Wissenschaftsgeek zu haben – einmal, als er vom Army-Captain wortreich für all seine Erfindungen gegen die Fußtruppen-Prolls verteidigt wird, zum zweiten Mal, als er dann halt auch einfach die Hauptfigur des Films ist. Noch schöner, dass sein feigenblattpazifistisches Dilemma von Anfang bis Ende durchgehalten wird.
Aber nein. All das, was gut klingen könnte, bleibt dünnbrustiges Bekenntnis einer völlig verrauchten Ambition, die sich in 10 Prozent des Films nebenbei manifestieren darf. Die restlichen 90 Prozent sind dann auf der Bullshit-Skala weit oben. Ja, immerhin ist die Sache mit dem Bose-Einstein-Kondensat nicht kompletter Quatsch, sondern wenigstens stimmen die grundsätzlichen Stichworte (künstlicher Aggregatszustand, saukalt, mit bloßem Auge unsichtbar, ungesund, kann durch Wände) einigermaßen. Aber sind wir mal ehrlich: Wie faul ist es denn, all das mal wieder auf ein gescheitertes Militärexperiment zurückzuführen, auf einen ominösen Dr. Mengele, dessen Experimente mal wieder larger than death waren? Das ist mir selbst mit sehr gutmütiger Meta-Interpretation zu flach. Hilft dann auch nicht, dass die Hauptfigur in etwa so viel Temperament und Charme an den Tag legt wie die tiefgekühlten Physik-Gespenster, die ihn jagen. Und auch wenn ich über so etwas wirklich gerne und jederzeit hinwegsehe: So ein ganz bisschen wäre es schon schön, wenn man die erst mühsam etablierte Logik (Mistviecher sind nur unter Speziallicht sichtbar) wenigstens minimal umsetzt, statt einfach nach dem ersten Schocker so zu tun, als hätte jetzt eben die Sonne der Einfachheit halber die Frequenz gewechselt.
Gerade mit dem Lichtspielzeug hätte hier etwas richtig gut gruseliges herauskommen können. So ist SPECTRAL nur gruselig. Auf wirklich ganz falsche Art.
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