The Equalizer (Antoine Fuqua, 2014)

Die beste, beeindruckendste Actionszene von THE EQUALIZER ist gar keine. Sie zeigt Denzel Washington als Bob McCall, wie er einfach nur dasteht, die verschiedenen Ecken und Möbel und Gegenstände und Bewohner des Raums abscannt. Er plant seine Kampfroute durch die Handvoll Gegner, die gleich mit verschiedenen Waffen auf ihn losgehen wird, sieht den Schalldämpfer auf der Pistole des einen, das Messer in der Hand des anderen, den Korkenzieher auf einem Tisch, eine Glasflasche daneben. Dann führt er diesen Plan aus. Was kommt, ist die einzige echte, ununterbrochene Actionszene dieses Actionfilms. Und so gut sie auch ist, sie reicht nicht an das Kopfkino der vorhergehenden Sekunden heran.

Das Tolle: Regisseur Antoine Fuqua weiß das ganz genau. Deshalb dreht er einen Actionfilm beinahe ohne Bewegung, entwickelt die Kinetik in vermeintlich starren Bildern und Ellipsen, die direkt zum Ergebnis der jeweiligen Handlung springen. Das befördert die Mythenbildung rund um den Equalizer ganz vorzüglich. Irgendwie so etwas wie Ex-Geheimagent, jedenfalls jeder Bedrohung absolut überlegen. So überlegen, dass es sich nicht einmal mehr lohnt, zu zeigen, wie er die jeweilige Bedrohung überhaupt bezwingt.

Das klingt manieristischer als der Film tatsächlich ist. Natürlich wird nicht jeder Schauwert neben die Leinwand verbannt oder dreist herausgeschnitten. Aber die die wenigen echt sichtbaren Taten sind mit so viel beiläufigem Understatement gefilmt, als würde Fuqua hier nur eine Formalität abhaken wollen, mit dem Gestus einer Routine, die jenseits der Langeweile schon wieder Faszination und Begeisterung an der Wiederholung gefunden hat. In dieser Hinsicht ist EQUALIZER eine Art Anti-JOHN WICK. Während es in WICK nur um den eleganten Fluss der Bewegung geht, zählt beim EQUALIZER nur das Resultat eiskalter Professionalität. Und weil diese Stimmung so gut zum Charakter der Hauptfigur passt, wirft das auch einen kleinen Schatten auf JOHN WICK, dessen kernige Anstrengung seinem mythischen Überprotagonisten ja bisweilen nicht ganz abzukaufen ist.

Apropos Mythos: EQUALIZER wirkt bei all seiner ungewöhnlichen Action-Ästhetik auch als ganz herrliche kleine Retro-Metageschichte über sein Genre. So ist der 60 Jahre alte Washington ja auch ein Relikt einer anderen Zeit des Actionkinos, einer, dessen (vermeintliche) Glanzzeit auch schon rund 30 Jahre zurückliegt. Oder anders: Wo die EXPENDABLES das totgesagte Actionkino mit überbordendem Fan-Service feierten, ist der EQUALIZER einfach nur ein kleiner und gänzlich unnostalgischer Reminder. Wie es damals denn wirklich aussah, wenn ein eiskalter Profi durch seine Gegner fegt, hat ja eh jeder noch im Kopf. Und dieses Kopfkino ist ohnehin viel beeindruckender als alles, was der EQUALIZER heute tatsächlich noch zeigen könnte.

 

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