The Equalizer 2 (Antoine Fuqua, 2018)

Ich habe einen sehr dummen Text über diesen Film gelesen. Da hieß es, dass EQUALIZER 2 wohl die Liam-Neeson-ierung von Denzel Washington sei, weil ja nun erstes Sequel seiner Karriere und ab jetzt nur noch billige Action “ohne sich fragen zu müssen, was man bei der nächsten Oscarverleihung anziehen soll” und das kann ja nix Gutes bedeuten und überhaupt. Wie gesagt, ein sehr dummer Text.

Wesentlich dümmer als der Film, übrigens. Denn anstatt seinen Helden zu einer ähnlichen Comicfigur wie (den aus ganz anderen Gründen ebenso liebenswerten) John Wick zu machen, erzählt Regisseur Antoine Fuqua die Geschichte eines urbanen Gespensts, eines Unsichtbaren. Immer wieder sehen wir Denzel Washingtons Robert McCall, wie er am Steuer seiner Lyft-Limousine seine Fahrgäste aus dem Augenwinkel im Rückspiegel betrachtet, ihre Eigenheiten erforscht, ihren Gesprächen lauscht. Es wäre so einfach, McCall marketingtauglich als “Racheengel” zu bezeichnen, aber das würde voraussetzen, dass er Teil dieser Welt wäre, in der er gelegentlich einzelnen Menschen hilft, wie nur er es kann.

Die Distanz zwischen Täter, Tat und Tatwelt machen auch die auffällig häufigen ultrasperrigen Schulterblickperspektiven deutlich:

Aber ehe ich noch verquaster werde: THE EQUALIZER 2 mag zwar vordergründig wie nur ein weiterer Actionfilm wirken. Aber hinter dem simplen CIA-Super-Killer-jagt-Verbrecher-Plot steckt auch ein geradezu trauriger Eskapismus. Da gibt es diesen einen Mann, der im Handstreich alle Probleme löst und für Gerechtigkeit und Gutes in der Welt sorgt. In diesem Sinn ist McCall mehr Comic-Held als John Wick. All das fand sich im ersten EQUALIZER (einer der wenigen Filme, über den ich in diesem Blog bereits geschrieben habe) noch an der Oberfläche: Ein Held an der Grenze zum autistischen Spektrum, grundgut und nie wirklich herausgefordert, ein echter Gutmacher.

Und dann, in der letzten halben Stunde von Teil 2, macht Fuqua plötzlich klar, dass er uns die ganze Zeit auf eine Neuinterpretation von Clint Eastwoods HIGH PLAINS DRIFTER vorbereitet hat – höllisches Slasher-Finale inklusive. Selten hatte mich ein Actionfilm so auf der Couchkante wie gestern EQUALIZER 2. Nichts gegen Liam Neeson, aber wenn jedes TAKEN-Sequel so gewesen wäre, dann müsste er sich vielleicht doch noch mal Sorgen um seine Oscargarderobe machen.

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