Ich habe 2018 (und in den Jahren davor) zu wenig Filme gesehen. Also nicht objektiv, natürlich, aber gefühlt, für mich. Ich habe es ein wenig verlernt, über Filme nachzudenken. Ich bin zu oft an einfach nur der nächsten Serienfolge hängengeblieben, von der dann erschreckend oft nichts hängengeblieben ist. Ganz früher habe ich hier, hier und hier Filmtagebuch geschrieben und vermisse inzwischen die schönen Gespräche und Ideen, die daraus entstanden sind.
Jetzt ist nicht allzu viel gewonnen, wenn ich Serien-Wegschauen durch Filme-Wegschauen ersetze. Also will ich in diesem Jahr nicht nur mindestens 100 verschiedene Filme sehen, sondern von jedem davon auch mindestens eine Kleinigkeit behalten. Das kann in Form eines ausführlichen Texts hier oder auf Letterboxd sein. Aber ich mache mir nichts vor: Würde ich mir das zu jedem Film vornehmen, wäre das innerhalb kurzer Zeit eher lähmend als fördernd. Also ist alles ok, was irgendwie öffentlich ist und mindestens einen kleinen Gedanken enthält. Ein Tweet, wenn da mehr als “gerade angeschaut” drinsteht. Ein Instagram-Post mit mehr als nur dem abfotografierten Plakat oder Kinoticket. Eine kontextgerechte Erwähnung in einem LinkedIn-Artikel. Oder, naja, irgendwas auf Facebook eben. No pressure. Durchzählen auf Twitter, Format “x/#100movies19”, für mich, muss keinen interessieren.
Gleiches gilt für die Definition “Film”: Muss keine Erstsichtung sein, und, hey, wenn mir zu etwas irgendwie Film-ähnlichem (Serie, TV-Ding, Theater, wasweißich) was entsprechendes einfällt, dann soll mir das auch eher Ansporn als Schranke sein. Das Ziel ist nicht, viele Filme zu schauen, sondern bewusster, weniger nebenbei, mehr Tunnelblick, weniger “eines von zwei Dutzend Browsertabs”.
Anyway, um nicht mit Altlasten zu starten, fürs Protokoll der Silvester-Filmabend:


Ich habe lange keinen Michael-Moore-Film mehr gesehen. Sein pathosschwangerer, grenzalarmistischer Stil der politischen Dokumentation erschien mir zuletzt etwas flach, unbeholfen und irgendwie auch wenig zielführend. Umso überraschter war ich, dass FAHRENHEIT 11/9 nicht die x-te Aufbereitung von Trump und seinen zig Skandalen ist, sondern ein geradezu liebevolles Porträt der politischen Kultur Amerikas (oder wie sie sein sollte, wenn das umgebende System besser funktionieren würde). Sehr hoffnungsvoller Blick in die Zukunft inklusive. (Und Pathos und Alarmismus auch, zugegeben.)
Und die NICE GUYS? Mei, ich kann mit dem immer nur haarscharf oberhalb der Infantilität situiertem Humor von Shane Black nur dann was anfangen, wenn ich seine Figuren trotzdem mag. Zum Glück ist das einigermaßen oft der Fall, Ryan Gosling als depressiv-genialer Trottel ist allerdings tatsächlich ein besonders schönes Beispiel dafür. Seine Filmtochter, Angourie Rice, stiehlt allerdings wirklich jede Szene.

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